
Carmel - Abbeville
Eine Welt der Stille: Das ehemalige Karmelitenkloster von Abbeville
Versteckt hinter einer schlichten Fassade in der Rue des Capucins liegt der ehemalige Karmelitenkloster von Abbeville. Ein Ort der Stille und Geschichte, an dem sakrale Schätze bewahrt werden und die Natur inmitten der Stadt blüht.
Ein verborgenes Juwel in der Rue des Capucins
Den Eingang des ehemaligen Karmelitenklosters von Abbeville in der Rue des Capucins 34-36 kann man leicht übersehen. Es scheint, dass dieser weithin weltentrückten Ort unbekannt ist. Treten wir durch das Tor, folgen wir dem gepflasterten Weg zur ehemaligen Kapelle, die heute ein Museum und Zufluchtsort für sakrale Schätze ist, welche die umliegenden Städte und Dörfer nicht mehr schützen können.
Zwischen Andacht und Natur – der Garten des Karmels
Sobald man das Tor passiert, führt ein gepflasterter Weg in den Hof der ehemaligen Kapelle, die heute als Museum dient und eine Zuflucht für sakrale Schätze bietet, die die umliegenden Städte und Dörfer nicht mehr in der Lage sind zu schützen. Eh man sie hier ausstellte, fristeten einige von ihnen lange Zeit ein Schattendasein in Banktresoren. Rechts führt eine Öffnung in der Ziegelmauer zu den Bienenstöcken, während ein Durchgang am Ende des gepflasterten Weges den Blick auf den Hof der „Bouquetterie“, der Blumenbinderei, freigibt, mit seinen japanischen Anemonenbeeten und dem kleinen ausgetrockneten Becken, ein Ort, dessen Ruhe und Vegetation die gärtnerische Tradition des Karmels in der Stadt ahnen lassen. Der Garten wechselt zwischen Bereichen, die zur Meditation einladen oder dem Anbau von Obst, Gemüse und Blumen dienen, was den Karmelitinnen eine fast autarke Existenz ermöglichte. Darin eingebettet, findet man auch einen Innenhof, wo kleine Buchsbaumhecken zu Gebetsspaziergängen umrundet werden können oder einen Kreuzgang mit einem Baum in seiner Mitte, wie eine Aufforderung zum Loslassen. Blumen, Früchte, aromatische Kräuter, eine Bank an einer Wegbiegung, um dem Rascheln des Bambushains, wie einem glitzernden in der Sonne und im Wind rauschenden Bach, zu lauschen. Alles hier lädt zum Kommen und Immerwiederkommen ein, um Ruhe zu finden, sich mit einem Buch auf die Wiese niederzulassen oder einfach durch die Alleen auf den Spuren der Mönche und Nonnen vergangener Jahrhunderte zu schlendern.
Geschichte und Tradition des Carmel de Jésus-Maria
Der Carmel de Jésus-Maria, benannt nach der ersten ehrwürdigen Schwester Anne de Jésus-Maria, die 1636 mit einem Dutzend Karmelitinnen aus Amiens nach Abbeville kam, wurde erst am 10. August 1821 von den Nonnen bezogen. Sie folgten auf die Kapuziner, von denen sie das Kloster abkauften und deren während der Revolution zerstörten Kapelle wieder aufbauen ließen. Sie blieben dort bis 1998, als sie, aufgrund ihrer geringen Anzahl und ihres hohen Alters, mit anderen Gemeinschaften zusammengelegt wurden. Die Stadt erwarb daraufhin die 9.000 Quadratmeter große Anlage.
Kostbarkeiten hinter Klostermauern
Nur die Gärten und die Kapelle sind derzeit zugänglich (der Rest wird restauriert), aber sie lohnen den Besuch. Die Kapelle beherbergt unter anderem die Reliquiensammlung von Longpré-les-Corps-Saints, aber auch zwei goldene Gewänder, die von Rose Bertin aus einem goldenen Stoff gefertigt wurden, ein Geschenk der Königin Marie-Antoinette als Dank für die Geburt ihrer Tochter Marie-Thérèse-Charlotte. Ursprünglich kleideten diese Gewänder die Statue der Jungfrau mit Kind in der Kapelle Notre-Dame de Monflières (siehe Rubrik „Touren/Die drei Kapellen“) in der Nähe von Abbeville. Da sie sehr kostbar sind, wurden sie durch prächtig verarbeitete, aber weniger kostspielige Stoffkleider ersetzt.
Ein süßer Abschluss – die Bienenstöcke des Karmels
Am Ende eures Besuchs, warum nicht einen Abstecher zu den Bienenstöcken machen? Im ehemaligen Duftgarten gelegen, von der Kapelle und hohen Ziegelmauern geschützt und in der Nähe von üppig blühenden Parks und Gärten, stehen die Bienenstöcke des Karmels. Sie tragen die Namen ehemaliger Karmelitinnen: Marie-Ange, Marguerite, Catherine, Thérèse… Eine charmante Verbindung zur Vergangenheit.
Ancien monastère du carmel de Jésus-Maria
34-36 Rue des Capucins
80100 Abbeville
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag von 14:00 bis 18:00 Uhr
Freie Besichtigung – kostenlos
Führungen
Preis: 4 €/Erwachsener
Informationen/Reservierungen: Besucherservice +33 3 22 20 29 69
Der Karmel-Honig ist unter anderem in La Brûlerie, 13 rue du Pont d’Amour in Abbeville, erhältlich (siehe Rubrik „Genuss/Gute Adressen“).