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Savonnerie des Hauts-de-France

Die Leute meiner Generation erinnern sich bestimmt noch an den Duftnoten von Seifenstücken, die einst im Badezimmer schwebten, eh die Industrie diese Düfte in Plastikflaschen einschloss. Lange Zeit im Hintergrund der Kosmetikregale verdrängt, erleben Seifenstücke seit einiger Zeit ein Comeback. In Salouël, südlich von Amiens, trägt seit einigen Jahren eine Seifenfabrik dazu bei: die Savonnerie des Hauts-de-France.

Außerhalb der Öffnungszeiten kann man sie leicht übersehen: Lediglich ein Plakat, leicht mit einer Werbung zu verwechseln, und eine kleine Tafel an den Wellblechschiebetoren weisen auf die Existenz der kleinen Manufaktur mit Werksladen hin, rechts von dem drei Flipperautomaten (Überbleibsel aus einer früheren Tätigkeit im Schaustellergewerbe) zur Unterhaltung der Kundschaft aufgestellt sind.

Hinter der Tür begrüßt ein fröhliches „Hallo, waren Sie schon einmal hier?“ die Besucher. Ist es das erste Mal, folgt ein „Dann erkläre ich Ihnen alles“. Währenddessen bezaubert der leichte Duft, der den Verkaufsraum durchdringt, die Sinne und weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten. Kein Vergleich zu den beißenden Gerüchen der Parfümerieketten!

In diesem angenehmen Duftambiente erzählt mir Jean-Marc Vasseur, der Inhaber, die Geschichte seines Unternehmens. Ursprünglich deutete nichts darauf hin, dass dieser junge Sechziger, von Beruf Informatiker, eines Tages Seifenhersteller werden würde. Vor Jahren stellte Jean-Marc Beleuchtungs- und Elektroniksysteme für Karussells her. Sein Unternehmen war frankreichweit tätig. Doch 2015, erschöpft vom intensiven Arbeitstempo seines Unternehmens und frustriert darüber, dass seine Ideen immer wieder kopiert wurden, entschied er sich, die Firma zu schließen und einen radikalen Kurswechsel vorzunehmen. Bei einer beruflichen Veranstaltung fasste Jean-Marc den Entschluss, sich der Seifenproduktion zuzuwenden. Die Savonnerie des Hauts-de-France war geboren.

Die Manufaktur mit Kapazitäten für kleine und mittlere Produktionsmengen verkörpert die Prinzipien ihrer Gründer: Jean-Marc Vasseur und seiner 2024 verstorbenen Lebensgefährtin Muriel Heliès. Sie bietet natürliche Produkte an, die so lokal wie möglich hergestellt werden – jedoch ohne Dogmatismus, denn hier stehen Qualität und Konsequenz an erster Stelle.

Zwar verrät der Unternehmer nichts über die Herstellung, was angesichts der Erfahrungen in seinem früheren Unternehmen verständlich ist, doch er spricht offen über seinen Ansatz. Nach der Schließung seines Unternehmens schlug dieser innovative Geist einen Weg ein, der zu ihm passte: Er entwickelte Produkte frei von Palmöl und tierischen Bestandteilen, im größtmöglichen Einklang mit der Umwelt. Ein Beispiel dafür ist die parfümfreie Produktreihe „Le Cul Propre“ (Sauberpopo), deren nostalgische Verpackung – ein Kleinkind mit Sonnenhut, das in einer altmodischen, mit Tüchern bespannten Zinkwanne badet – die Fantasie der Jüngeren anspricht und die Erinnerungen der Älteren weckt.

Doch schon bald verlangten Kunden und Freunde immer öfter parfümierte Produkte. Dies war die Geburtsstunde einer Produktlinie mit Düften aus Grasse, die weiterhin auf Natürlichkeit setzte.  Um sie vom Le Cul Propre zu unterscheiden, bekam sie den Namen „Manège à savons“ (Seifenkarussell) – eine Anspielung auf seine frühere Tätigkeit in der Schaustellerwelt. Nach dem Motto „selbst ist der Mann“ (oder die Frau), wird alles, von den Formen über die Verpackungen bis hin zum Design und Druck der Motive, im Unternehmen selbst hergestellt, einschließlich der kleinen bedruckten Holzanhänger, die an den Weihnachtsverpackungen befestigt sind.

Dieses ständige Streben nach Innovation und Weiterentwicklung ist tief in Jean-Marcs DNA verankert. Muriels Tod mag die Pläne zur Erweiterung des Unternehmens (vorerst?) zunichtegemacht haben, doch geht der dynamische Geschäftsführer seinen Weg weiter.

Seit kurzem bietet die Savonnerie des Hauts-de-France auch Kerzen in eleganten Behältern der 1475 gegründeten Glasmanufaktur La Rochère aus Passavant-la-Rochère (Haute-Saône) an. Die Idee dahinter: Nach dem Abbrennen der Kerze kann man den Kerzenhalter entweder als Butter- oder Marmeladendose weiterverwenden oder ihn in Salouël wieder auffüllen lassen – eine umweltfreundliche Alternative zu einem energieintensiven Recycling. Da Ökologie hier Priorität hat, bestehen diese Kerzen aus Sonnenblumenwachs, das zu 80 Prozent aus Frankreich stammt (die übrigen 20 Prozent kommen aus Europa), und werden in Stoffbeuteln verkauft, die lokal für das Unternehmen gefertigt werden. Der obere geraffte Teil des Beutels ragt aus einer Öffnung im Deckel der schlichten Kartonverpackung, die Jean-Marcs Tochter, die für das Design Verantwortliche, entworfen hat. Clever! Denn so kann die Höhe der Schachtel reduziert werden – und hübsch ist es auch noch. 

Bei Jean-Marc Vasseur geht nichts verloren – nicht einmal die zu großen duftenden Kegelstümpfen geformten Produktionsreste, die man zu Hause aufstellen kann, oder die Seifensflocken, die in Schalen gelegt werden können, um ein Interieur oder, warum nicht, ein Auto zu beduften.  Hier wird jeder Schritt sorgfältig durchdacht, stets mit dem Ziel der Einfachheit und dem Gedanken der Umwelt keinen Schaden zuzufügen. Aus meinem Besuch der Savonnerie habe ich eine Rosenseife mitgebracht, deren Duft mich bei jedem Gang ins Badezimmer erfreut. Beim Hinausgehen kam mir allerdings in den Sinn, dass früher tierische Fette für die Seifenherstellung verwendet wurden – und ob die Düfte und Farbstoffe damals wirklich natürlich waren, vermag ich nicht zu sagen. Am Ende wundere ich mich, ob die Savonnerie aus meiner Erinnerung an die Kindheit vielleicht nicht eine völlig neue geschaffen und eine schöne Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft geschlagen hat.

 

Savonnerie des Hauts-de-France

5 bis rue des Moutiers

80480 Salouël

 

Tel.: +33 6 77 73 94 73

E-Mail: savonnerie80@orange.fr

 

Facebook: @savonneriedeshautsdefrance 

Instagram: #savonneriedeshautsdefrance 

 

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00 bis 18.00 Uhr

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