Michel Ignace – Gegen den Lauf der Zeit




Taucht ein in die verzauberte Welt eines Antiquitäten- und Trödelladens, in dem jedes Objekt eine Geschichte erzählt und die Zeit stillzustehen scheint.
Erinnerungen an die Kindheit und unvergessliche Begegnungen
Als Teenager verbrachte ich oft einen Teil der Ferien allein im Wochenendhaus meiner Eltern in Longpré-les-Corps-Saints. Wenn ich mich nicht gerade aufs Fahrrad schwang, um durch die Sümpfe zu fahren, oder mich mit meiner Freundin Valérie traf, liebte ich es, in Madame Ramages Antiquitäten- und Trödelladen zu stöbern. Aus dieser Zeit sind mir zwei Bücher und wunderbare Erinnerungen an eine elegante, entschlossene und schöne Frau geblieben, die mich stets mit großer Freundlichkeit empfing. Sie hat uns nun vor fast einem Jahr verlassen, aber ihre Geist beseelt noch immer das Geschäft, das heute von ihrem Mann, Michel Ignace, geführt wird.
Betreten wir den Laden: Auf der rechten Seite steht immer noch Madames Sessel und ihr Portrait mit einigen persönlichen Gegenständen auf einer Konsole, als ob sie jederzeit wiederkommen könnte. Gegenüber der Eingangstür steht Luckys Sessel, dem treuen Begleiter des Ehepaars, der oft bellend herbeigeeilt kommt, um Kunden und Besucher zu begrüßen, denn der Laden ist nicht nur ein Geschäft, sondern auch ein Ort, gut für ein Besuch, für einen kleinen Plausch, eine willkommene Auszeit von der allzu modernen Welt, die stets auf uns einwirkt.
Der Charme eines sich ständig verändernden Ambientes
Der Laden besteht aus zwei Räumen, deren Einrichtung wöchentlich wechselt, ohne dass er jemals etwas von seiner Vertrautheit verliert. Verlassen wir nun den Hauptraum gegenüber dem Eingang an der Straße, biegen links in einen Flur ab, dessen Dekor sich ebenfalls ständig verändert, lassen die Treppe zur Privatwohnung rechts liegen und betreten das Lager, Ali Babas Höhle, in der man fast immer kleine Schätze findet: Bücher von Autoren, derer manche in Vergessenheit geraten, aber trotzdem nicht weniger interessant oder charmant sind, Kleinigkeiten, Geschirr... Dies ist der Ort, wo ich in meiner Jugend liebend gerne bummelte – was ich immer noch mit dem größten Vergnügen tue.
Eine Geschichte von Liebe und Leidenschaft
Als ich heute Michel Ignace besuche, ist er gerade damit beschäftigt, einen Kartenhalter aus Schildpatt mit eleganten goldenen Initialen zu reparieren. Lucky bettelt um seine Aufmerksamkeit und reibt sich dann an meinen Beinen, bevor er sich in seinem Sessel zusammenrollt. Monsieur Ignace stammt aus Ruffec, einer kleinen Stadt in der Charente, und zog 1969 nach Longpré-les-Corps-Saints. Dort war er bis 1997 als Grundschullehrer tätig. 1971 lernte er seine zukünftige Frau Christiane Ramage kennen, die damals ein Team von hochspezialisierten Arbeitern leitete, darunter auch Schweißer für die Kernkraftindustrie, deren Dienste sie an Kraftwerke in ganz Frankreich verkaufte. Ein solches Team zu führen und ständig quer durch Frankreich zu reisen, weckte in ihr schließlich den Wunsch nach Stabilität. Ihre Mutter war Antiquitätenhändlerin in Hyères gewesen. Daher war sie mit diesem Geschäft bestens vertraut. So kam sie auf die Idee, einen Laden in Longpré zu eröffnen. C. Ramage Antiquités war geboren und Michel Ignace folgte ihr in dieses Abenteuer. Während sie am Wochenende nach Paris zum Marché aux Puces in Saint-Ouen fuhr, um zu verkaufen, führte er das Geschäft. Nach der Schule und mittwochs kümmerte er sich um die Lieferungen und lernte außerdem von einem alten Tischler aus dem Dorf, wie man alte Möbel restauriert. Heute stapelt sich antikes Holz, Bretter, Möbelstücke usw., in der Werkstatt bis auf den Hof. Das nutzt er für Reparaturen. Die Sitzungen mit dem alten Tischler brachten Monsieur Ignace auf den Geschmack eines Berufs - den er seit seiner Pensionierung hauptberuflich und mit sichtlichem Vergnügen ausübt, ein Beruf, der ihn fit hält, denn wie er mir erklärt: ein Antiquitätenhändler muss sich immer auf sich selbst verlassen können, auch wenn die Möbel schwer sind.
Das wertvolle Erbe eines traditionsreichen Ortes, dessen Türen seit 1973 immer offen stehen
Seit über 50 Jahren wenden sich Menschen an diese Adresse, wenn es um Nachlässe oder den Verkauf von Gegenständen geht. Sie vertrauen auf den guten Ruf, den Christiane Ramage und Michel Ignace in diesem halben Jahrhundert aufgebaut haben. Michel führt zwar nun das Geschäft allein, aber seine Frau, so sagt er, steht ihm immer zur Seite. Der Gedanke, den Laden nach ihrem Tod zu schließen, war ihm unerträglich. Das lehnte er ab, zur Freude seiner Kunden, aber auch um das Lebenswerk seiner verstorbenen Frau fortzuführen und sich nicht der Einsamkeit zu ergeben.
Der Laden öffnet seit 1973 jeden Tag, das ganze Jahr über, auf. Es gab nur wenige Gelegenheiten, bei denen seine Türen geschlossen blieben. Wenn Michel abwesend ist, übernimmt seine Angestellte Francine die Aufgabe, die Kundschaft zu empfangen und zu informieren, eine Kundschaft, die sich aus Menschen der Region und der angrenzenden Departements, aber auch aus ausländischen Händlern zusammensetzt.
Hoffen wir, dass dieser das Leben im Dorf noch viele Jahre bereichern wird.
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C. Ramage Antiquités
5 rue des Cloîtres
80510 Longpré-les-Corps-Saints
Tél. : +33 6 07 80 10 56
Ouvert 7 jours sur 7, de 10 à 18 heures