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LE BAS BLEU

Le Bas Bleu, ein Name, der den Geist der englischen Blue Stockings Society des 18. Jahrhunderts heraufbeschwört, die sich von den französischen Literatursalons inspirieren ließ. Ein Name, der von Freiheit durchweht ist und den Geist der Gleichheit ehrt; fernab von der abwertenden Bedeutung, die ihm manche Intellektuelle des 19. Jahrhunderts verliehen. Ein Name, dessen Flamme Katharina Crespo, Eigentümerin des Château Le Bas Bleu in Quesnoy-le-Montant, heute neu entfacht und in neuem Glanz erstrahlen lässt. Begleitet mich und entdeckt es mit mir.

Ein Wintermorgen im Bas Bleu
Über engen Straßen, gesäumt von kahlen Bäumen und Kreidehängen, erreiche ich das Schloss, das hoch oben über dem Dorf thront. Winterlicher Nebel legt einen feuchten Schleier über den Asphalt, die Straßen sind wie leergefegt, und am Gittertor – keine Klingel. Ich habe kaum zehn Sekunden darüber nachgedacht, wie ich mich bemerkbar machen soll, da sehe ich bereits eine Gestalt heraneilen: lebhaft wie die klare Januarluft an diesem Morgen, ihr langer Mantel hinter ihr her flatternd. Sie öffnet das Tor und lehnt meine Einladung, ins Auto zu steigen, freundlich ab, indem sie mir ihre mit Erde bespritzten Gummistiefel zeigt: Sie hatte gerade den Männern, die hinter dem Haus Bäume fällten, Kaffee gebracht. „Haben Sie Angst vor Hunden?“, fragt sie. Da ich den Kopf schüttele, verschwindet sie sogleich im rechten Flügel des Schlosses und winkt mir, ihr zu folgen. Kaum eingetreten, werde ich von einem ausgesprochen zutraulichen Weimaraner begrüßt, der seinen azurblauen Blick auf mich legt und mich überschwänglich anspringt.

 
Das Schloss der Jugend

Kaum ist der Kaffee gekocht und die Gummistiefel abgestreift, bittet Katharina mich in die Küche, ein Wohnraum, ein gelebter Ort. Shonks, der Weimaraner, begrüßt mich weiterhin mit stürmischer Freude. Wir nehmen unsere dampfenden Tassen und wechseln ins Wohnzimmer, wo wir uns auf tiefen, roten Samtsofas niederlassen. Die Atmosphäre erinnert an den Beginn des 20. Jahrhunderts, in einem Interieur, das Agatha Christie sicher begeistert hätte.
 

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre erwarben Katharinas Eltern das Schloss. Die in Münster (Nordrhein-Westfalen) geborene Katharina verbrachte hier viele Kindheits- und Jugendtage, umgeben von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern, die ihr deutscher Vater, ein frankophiler Schriftsteller, und ihre bretonische Mutter, eine Psychologin, mit großer Gastfreundschaft empfingen.

Ein Leben zwischen Schloss und Kultur

Damals, als die Familie sich entschlossen hatte, ein Anwesen in Frankreich zu erwerben – nicht zu weit von Deutschland entfernt, um oft hinfahren zu können, in Meeresnähe und gut erreichbar von Paris –, begab sie sich in den Herbstferien auf Schloss-Suche. Das Château in Quesnoy-le-Montant erfüllte alle Kriterien und wurde bald zum Zweitwohnsitz der Familie.

Viele Jahre später, nach anderthalb Jahrzehnten als freischaffende Künstlerin, mit dem Wunsch, sich mehr dem Schreiben zu widmen, aber auch mit dem Wissen, dass sie eine Tätigkeit finden musste, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, entschied sich Katharina, das Schloss zu übernehmen, das ihre Mutter zu verkaufen beabsichtigte. So entstand die Idee, Gästezimmer und Ferienwohnungen im Schloss einzurichten.

 

Ein Erbe neu erschaffen

Im Jahr 2023 gründet Katharina ihr Unternehmen und beginnt mit den Arbeiten – vor allem mit der Gestaltung der Inneneinrichtung und dem Ausbau der Gästeunterkünfte und Bäder. Nach sechs Monaten intensiver Arbeit eröffnet sie ihre erste Saison mit drei Ferienwohnungen und zwei Gästezimmern – 2024 waren es vier. Das Projekt verlangte einige Opfer: Um es zu verwirklichen, zogen Katharina und ihr Sohn in eine Wohnung unter das Dach; doch im Gegenzug bekam sie eine atemberaubende Aussicht über das Dorf und die umliegende Landschaft.
 

Ein Ort der Gastfreundschaft, des Austauschs und der Fantasie

Doch allein das Empfangen von Gästen erfüllt Katharina nicht vollständig. Im Schloss finden daher regelmäßig Konzerte und Theateraufführungen statt, veranstaltet vom Verein La Vie de Château, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein kulturelles Leben im Schloss zu schaffen und gleichzeitig die Gebäude sowie den Garten zu erhalten. Katharina, die seit jeher in einem künstlerischen und literarischen Umfeld lebt, träumt zudem davon , Künstlerresidenzen ins Leben zu rufen, ein Vorhaben, das sie vor einigen Jahren im kleinen Rahmen ausprobiert hat. Gleichzeitig weiß sie, dass sie zunächst das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren darf: die Betreung der Gästezimmer und die Zubereitung des üppigen Brunches, der im Speisezimmer mit dem eleganten blau-goldenen Tapetenmuster serviert wird (im Preis der Gästezimmer inbegriffen und auf Wunsch auch für die Ferienwohnungen). Dazu kommen die Käse- und Wurstplatten, die sie nachmittags und abends anbietet und die sie mit Wein oder Bier servieren kann, denn der Gast steht an erster Stelle. Doch Träumen ist erlaubt – und notwendig. Und so denkt Katharina bereits an die Zukunft: etwa an die Eröffnung einer Weinbar oder den Verkauf von Antiquitäten und Raritäten.

Die Seele des Ortes: weiblich, literarisch, weltoffen

Die energiegeladene Vierzigjährige mit einem schelmischen Lächeln und einer Aura, die an der Schriftstellerin Amélie Nothomb erinnert, führt mich durch das Schloss. Zuerst betreten wir den Musiksalon mit seinen roten Wänden und dem Büstenporträt einer Muse; hier finden die Konzerte statt. Dann öffnet Katharina die Türen zu der poetischen und feinsinnigen Welt ihrer Gästezimmer: das blaue, gewidmet der russischen Dichterin Marina Iwanowna Zwetajewa, das rote, benannt nach der göttlichen Sarah Bernhardt, das weiße, eine Hommage an Anaïs Nin, und das jüngste, inspiriert von Lou Andreas-Salomé, der deutsch-russischen Schriftstellerin, Philosophin und Psychoanalytikerin, gehalten in beruhigenden Grüntönen mit Holzakzenten.

Jedes Zimmer offenbart eine Liebe zum Detail, einen Sinn für zeitlose Eleganz und eine romantische Atmosphäre. In allen Räumen, wie ein roter Faden, finden sich asiatische Schirme, in einem orientalischen Geist, der auch Katharinas Büro durchdringt und, wie sie mir verrät, ihre indischen Wurzeln widerspiegelt. Und überall an den Wänden: Porträts einer realen oder erdachten Familie – doch was zählt das schon, wenn diese Figuren den Besucher verzaubern? Ganz oben, direkt unter dem Dach, verbirgt sich ein kleines Theater, dessen Ochsenaugen an Speicher erinnern, vollgestopft mit alten Koffern, Kleidern und Hüten längst vergangener Zeiten, in die sich Kinder hüllen, um Geschichten zu erfinden und erwachsen zu spielen.

Da die Ferienwohnungen gerade renoviert werden, nehme ich mir vor, wiederzukommen…

Bevor ich gehe, zeigt Katharina mir stolz die frisch gepflanzten Zypressenreihen, die später die Wege säumen sollen, auf denen die Schlossgäste durch den Park werden flanieren können. Der Besuch geht zu Ende. Die Zeit ist verflogen, und andere Pflichten rufen die Schlossherrin. Der Nebel hat sich nicht verzogen. Ich folge dem sanft geschwungenen Weg, der mich aus diesem Ort führt, an dem Epochen und Emotionen harmonisch verschmelzen – eine Welt von natürlicher Anmut, die den Besucher unmerklich auf die Pfade der Fantasie lockt.

 

Château Le Bas Bleu - Katharina Crespo

Mitglied des Netzwerks Bienvenue au Château – Schlösser und historische

1 rue du Château

80132 Quesnoy-le-Montant

Tel.: +33 (0)7 81 82 68 47

Mail: bonjour@chateaulebasbleu.com

Internet: https://www.chateaulebasbleu.com/

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