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DEUTSCHER MILITÄRFRIEDHOF VON BOURDON

Der deutsche Soldatenfriedhof von Bourdon ist eine Nekropole, eine „Stadt der Toten“, in der ein Volk kleiner Kreuze still aufragt. Ihr Weiß spiegelt sich in den Stämmen der Birken wider. Kreuze und Bäume stehen wie ein stiller Wald, in dem das Lebendige über das Tote wacht. Über den Gräbern, in denen 22.187 gefallene Männer ruhen, bewegen sich die Zweige sanft im Wind. Das Andenken an den jungen Toten lebt an diesem Ort weiter – im Rascheln der Blätter, im Gesang der Vögel und im diskreten Kommen und Gehen der Besucher.

An der Schwelle des Erinnerns

Geht man die von Linden gesäumte Allee hinauf, lässt man allmählich die Welt der Lebenden hinter sich. Zuerst durchschreitet man den Bogen eines rechteckigen Gebäudes, in dessen rechtem Flügel die Register der Gefallenen aufbewahrt werden – endlose Namenslisten junger Männer, die nie altern durften. Draußen setzt sich der von Bäumen gesäumte Weg fort bis zu acht sanften Stufen, die auf eine kleine Esplanade vor der Rotunde, der Halle des Gedenkens, führen.


Gegenüber, flankiert von zwei mächtigen Bäumen, die wie Wächter erscheinen, erhebt sich eine schwere Tür aus dunklem Metall, die darauf wartet, vom Besucher aufgestoßen zu werden. Geschmückt mit einem zwölfzackigen, von einem Kreis umschlossenen Stern und überragt von einer Sonnenuhr, die das Einweihungsjahr des Pavillons – 1966 – trägt, bildet sie den Übergang in die Sphäre zwischen Gegenwart und Vergangenheit.

 

Die Mutter

Der Übergang in das Reich der Verstorbenen hatte bereits mit dem Durchschreiten des ersten Torbogens begonnen; hier, sobald man die Schwelle überschritten und die Tür sich hinter einem geschlossen hat, setzt er sich fort, mit dem Gang durch einen dunklen Korridor, der den Schritt für einen Moment ins Wanken bringt. Am Ende zeichnet sich der Sockel einer Statue aus weißem Stein ab, schlicht in ihren Linien, die sich nach und nach offenbart, je weiter man auf den kreisförmigen Raum zugeht, der vom natürlichen Licht eines Okulus und sechs senkrechter Schlitze erhellt wird. Sie – diese Statue – ist die Mutter, die um ihre Kinder weint, die Augen halb geschlossen, die Hände auf die Enden ihrer Haube gelegt, wie in einer unmöglichen Umarmung. Ihre monumentale Gestalt widerspiegelt die Unermesslichkeit ihres Schmerzes, den die Schlichtheit ihres Gewands und die Schwere ihrer Züge, gezeichnet von zu vielen Tränen, noch verstärken.
 

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6. Cimetière allemand de Bourdon - objets
7. Cimetière allemand de Bourdon - Photos et lettres
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Die Gegenwart der Abwesenden

Zu ihren Füßen stehen ein Leuchter mit einer großen Kerze und ein Halter für kleine Gedenkkerzen; rings um den Sockel liegen Fotos, Postkarten, kleine Gegenstände: ein dunkelgrauer, vom Meer glattpolierter Stein, graviert zum Gedenken an einen Verstorbenen, ein weißes Holzkreuz, eine Kastanie. Unter den Karten finden sich Worte des Bedauerns für einen Mann, den man nie gekannt hat und an den man sich doch wendet. Der Tod hat die Grenzen der Zeit ausgelöscht. So begegnet hier manch ein Besucher einem Großonkel, einem Vater oder einem Großvater, längst verstorben doch in der Erinnerung gegenwärtig – Nahestehende in Momenten der Unbeschwertheit und des Glücks abgelichtet: eine Frau mit ihrem Kind, ein Paar in einem Boot, jeder mit dem Blick in eine andere Richtung, als wollten sie die stille Freude festhalten, noch beieinander zu sein; ein Brautpaar mit ernstem Gesichtsausdruck; ein junger Mann in Zivil, aus dessen Jackentasche ein Füllfederhalter ragt – vielleicht träumte er davon, Schriftsteller zu werden –; eine Gruppe Kinder, überragt von einer Frau mit strengem Gesicht; ein lächelnder junger Soldat. Sie alle sind auf Fotografien vereint, die ehrfurchtsvoll zu Füßen der untröstlichen, menschlichen Madonna niedergelegt wurden. Die schlichte Rotunde ist in einem sanftem Licht und einer Stille, die zum Innehalten anregen – eine , über den Wert des Friedens und über seinen Preis nachzudenken.

 

Ein Wald aus Kreuzen

Zwei Türen führen zu einem äußeren, kreisförmigen Gang. Der grasbewachsene Streifen entlang der Mauer ist mit Grabsteinen besetzt, von denen jeder – wie die Kreuze des Friedhofs – mehrere Namen trägt. Ein gepflasterter Weg, gesäumt zu beiden Seiten von Reihen von Grabstätten und den Blick in der Ferne auf ein großes Eisenkreuz lenkend, führt zu einer zweiten Mauer, die sich zu einer grasbewachsenen Allee öffnet. Diese durchquert eine terrassierte Landschaft, übersät mit weißen Kreuzen, verstreut unter dem Blätterdach eines schützenden Birkenwaldes, dessen leises Rauschen allein die Stille unterbricht. Die Kreuze, alle einander gleich, tragen hier und da Spuren eines Besuchs: zwei kleine Vögel aus Ton, das Foto eines Verstorbenen, ein einfacher Stein, ein Strauß Blumen – oder andere bescheidene Zeichen einer wach gebliebenen Erinnerung.

8. Cimetière allemand de Bourdon - Les croix parmi les bouleaux
8a. Cimetière allemand de Bourdon - Derrière la rotonde
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9a. Cimetière allemand de Bourdon - Croix et objets du souvenir
9 d. Cimetière allemand de Bourdon - Croix et objets du souvenir
9e. Cimetière allemand de Bourdon - Croix et objets du souvenir
9. Cimetière allemand de Bourdon - Croix et objets du souvenir
8. Cimetière allemand de Bourdon - Derrière la rotonde
8b. Cimetière allemand de Bourdon - Derrière la rotonde, la croix de fer
8a. Cimetière allemand de Bourdon - Les croix parmi les bouleaux
8d. Cimetière allemand de Bourdon - Les croix parmi les bouleaux
8c. Cimetière allemand de Bourdon - Les croix parmi les bouleaux
8h. Cimetière allemand de Bourdon - Les croix parmi les bouleaux

Versöhnung

Der Besuch endet am Fuß des mächtigen Eisenkreuzes, das schon von der Rotunde aus sichtbar war und sich am äußersten Ende des Friedhofs in den Himmel erhebt. Je näher man im kommt, desto weiter öffnet sich der Blick auf das weite Tal der Somme, wo der Fluss und seine zahllosen Seen zwischen Grün und Dörfern glitzern. Sommer wie Winter scheint hier die Zeit stillzustehen – so tief ist der Friede, der diesen Ort durchdringt. In solcher Stille regt sich unweigerlich ein Gefühl der Versöhnung, ein Verlangen nach Vergebung.

Der Architekt: Paul Schmitthenner (1884–1972)

Geboren im Elsass als Sohn eines deutschen Vaters und einer elsässischen Mutter, war er Architekt und Universitätsprofessor. Nachdem er der Nationalsozialistischen Partei beigetreten war, wurde er für kurze Zeit einer der führenden Architekten des Dritten Reiches, distanziert sich aber 1941 von der monumentalen Architektur. Nach dem Krieg widmete er sich ausschließlich bis zu seinem Tod der Architektur.

 

Der Bildhauer: Gerhard Marcks (1889, Berlin – 1981)

Von den Nationalsozialisten als „entarteter Künstler“ gebrandmarkt, wurde Marcks 1933 von der Kunstgewerbeschule in Halle entlassen und mit einem Ausstellungsverbot belegt. Nach dem Krieg nahm er seine Lehrtätigkeit in Hamburg wieder auf, die er bis 1950 fortsetzte, und widmete sich danach bis zu seinem Tod ausschließlich der Bildhauerei und der Grafikkunst.

Um ein wenig tiefer in das Thema einzutauchen

Nachruf von Gerhard Marcks für Paul Schmitthenner

Besuch bei Gerhard Marcks - Ein Dokumentar der ARD

Deutscher Soldatenfriedhof von Bourdon
14 Rue du 8 Mai 1945

80310 Bourdon

Telefon: +33 3 22 51 59 72
Email: mairie-de-bourdon@orange.fr

Geöffnet: vom 1. Januar bis zum 31. Dezember

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