
DIE MALER DER SOMME
Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Entstehung des Tourismus und der Mode der ersten Seebäder, wurde die Baie de Somme, die Sommebucht, weit mehr als nur eine natürliche Kulisse. Sie zog nun Maler an, die das flüchtige Licht und die reiche, sich ständig wandelnde Farbpalette einfangen wollten. Von Boudin über Manessier bis hin zu Seurat oder Degas – die Region verzauberte renommierte Künstler, die von ihrer wilden Schönheit und ihrem einzigartigen Licht fasziniert waren.

Eugène Boudin – Der König der Himmel, verliebt in Saint-Valery
Eugène Boudin (1824–1898), über den Monet sagte: „Dass ich Maler geworden bin, verdanke ich Boudin“, weil er ihm „das Sehen und das Verstehen“ gelehrt hatte. Dieser in Honfleur geborene Künstler malte viel an der Küste, insbesondere in Saint-Valery-sur-Somme, wo er 1891 verweilte und rund sechzig Bilder schuf.
Georges Seurat und Toulouse-Lautrec – Le Crotoy als Inspiration
1889 wählte Georges Seurat (1859–1891) das Fischerdorf Le Crotoy als Ort, um die Bucht der Somme zu malen. Gegenüber von Saint-Valery gelegen, besitzt es als einziger Strand der Somme eine Südausrichtung. Dort traf sich Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901) regelmäßig mit Maurice Joyant (1864–1930), seinem ehemaligen Mitschüler vom Lycée Fontanes in Mülhausen, der später auch sein Biograph wurde und von Lautrec in einem Porträt verewigt wurde: in gelbem Ölzeug, auf einem Fischerboot, mit Gewehr in der Hand auf Kormoranjagd.
Braquaval und Degas – Eine künstlerische Freundschaft an der Somme
Erwähnt sei auch Louis Braquaval (1854–1919), der sicch in Saint-Valery-sur-Somme niedergelassen hatte. Sein Haus wurde zum Treffpunkt zahlreicher Maler wurde – darunter auch Edgar Degas (1834–1917), den er 1896 kennenlernte und der dort mehrfach verweilte.
Alfred Manessier – ein samarscher Maler und Meister der Glasmalerei
Nicht zu vergessen ist Alfred Manessier (1911–1993), ein Kind der Region, geboren in Saint-Ouen, nahe Flixecourt. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er zwischen den Mooren seines Heimatdorfes, Amiens und, vor allem, Le Crotoy, wo die Familie ihre Urlaube verbrachte und wo er mit dreizehn sein erstes Aquarell malte. Nach der Kunsthochschule in Amiens und Paris – und trotz der Jahre in der Hauptstadt, der Reisen, des Krieges und seines Übergangs vom Figurativen zur Abstraktion und zur Gestaltung von Glasfenstern, wie etwa in der Kirche Saint-Sépulcre in Abbeville (Place du Saint-Sépulcre), – blieb er stets den Landschaften des Nordens treu, die er in Werken wie Flut in der Bucht der Somme oder Hafen von Le Crotoy im Morgengrauen verewigte.
Die Bucht der Somme ist bis heute eine lebendige Quelle der Inspiration.
Kleine Linkauswahl zum Endecken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler: