
Aux Marches de la baie
Ein genussvoller Zwischenstopp vor den Toren der Somme-Bucht
Auf dem Weg nach Amiens feiert ein authentisches Lokal die Picardie und die Kunst der Gastfreundschaft mit Eleganz und Großzügigkeit.
Ein Ambiente inspiriert von der Somme und ihrer Bucht
Wer auf der D1001, der ehemaligen Nationalstraße 1, in Richtung Amiens unterwegs ist und den Mittagshunger verspürt, sollte nicht zögern, einen Halt bei Aux Marches de la Baie (etwa das Tor zur Bucht) einzulegen. Die Besitzerin, Stéphane Objois, eine waschechte Picardin, hat hier auf den Ländereien der Familie ein Restaurant geschaffen, wie eine Hommage an ihre Heimatregion, der Somme, und ihr Herzensort, der Somme-Bucht. Auf den Anhöhen von Flixecourt gelegen, trägt das Haus seinen Namen mit Recht: Seine Dekoration spiegelt die Farbpalette und die Jahreszeiten dieser Gegend wider – einer Wasserwelt, erschaffen aus dem Meer, dem Fluss und den fischreichen Mooren, durchzogen von fruchtbaren Jagdgründen, wo der Gesang unzähliger Vogelarten widerhallt.
Gemälde eines verstorbenen Freundes der Familie erzählen von der maritimen Welt und verbinden den gemütlichen Brasserie-Bereich im Pub-Ambiente mit dem großen, lichtdurchfluteten Speisesaal. Die charmant dekorierten Tische dort hat Stéphane liebevoll aus pflanzlichen Elementen und Trödelmarktfunden ersonnen. Ihre Nähe zur Natur zeigt sich in selbst gestalteten Girlanden aus Trockenblumen, Fasanenfedern und anderen natürlichen Elementen – Brücken zu der, heute Morgen, als ich sie besuche, noch winterlichen, nebelverhangenen Landschaft. Durch die großen Fenster fällt der Blick auf ein benachbartes Grundstück, wo Schafe grasen und zur ländlichen Atmosphäre des Lokals beitragen, ein Ort, wo das Meer nie weit entfernt zu sein scheint.
Ein Ort mit Seele, Wärme und einem Hauch britischem Flair
Der Brasserie-Bereich erinnert bewusst an englische Pubs – ein Augenzwinkern an England, für das Stéphane eine große Leidenschaft hegt. Als sie vor etwa fünfzehn Jahren ihr Restaurant eröffnete, führte sie eine sehr britische Tradition ein: Jeden Tag ein vegetarisches Gericht auf der Speisekarte. Doch sie scheiterte damit. Ihr Betrieb öffnet nämlich nur mittags und die überwiegend männliche Kundschaft war wenig offen für die vegetarische Küche. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, strich sie daher schweren Herzens das veggie Angebot. Doch wer wie ich kein Fleisch und nur selten Fisch isst, muss auf nichts verzichten. Der Koch zauberte mir, als ich das erste Mal dort speiste, eine besondere Platte – eine farbenfrohe Komposition verschiedener Texturen – und bescherte mir das beste Wurzelgemüse meines Lebens: butterzarte, karamellisierte Karotten, deren einziger Fehler war, dass ich sie im Nu verputzt hatte.
Der mutige Weg einer leidenschaftlichen Wirtin
Mit einem Master in Privatrecht und Kriminalwissenschaften in der Tasche schien nichts Stéphane für die Gastronomie zu prädestinieren – außer vielleicht einer Vorliebe für Natur, Dekoration und Kochen sowie einen ausgeprägten Sinn für Gastfreundschaft. Mit 26 Jahren wusste sie: Ihr Leben würde sich nicht in einem Büro abspielen.
Ihr Vater ebnete ihr den Weg, indem er das Restaurant auf einem zwei Hektar großen Familiengrundstück bauen ließ. Danach folgte der Sprung ins kalte Wasser der überwiegend männlich dominierten Gastronomie, einer Welt, die der ehemaligen Jurastudentin völlig fremd war. Die Anfänge waren schwierig, aber nach sieben Jahren hatte sie ihre Schulden zurückgezahlt und wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Dann kam die Pandemie, die sie zwang, ihr Personal zu entlassen und allein als Caterer weiterzuarbeiten – eine ziemliche Herausforderung, zumal sie zwei kleine Kinder hatte. Nach drei Jahren des Aufschwungs, trübt sich nun der wirtschaftliche Horizont wieder. Doch Stéphane lässt sich nicht so leicht entmutigen. Sie passt sich an die Zeit, an die Kundschaft und deren Budget an, und kommuniziert aktiv, unter anderem auf Instagram, um sichtbar zu bleiben. Dabei hält sie unbeirrt an ihrer Philosophie fest: Eine hausgemachte Küche und ein erschwingliches Mittagsmenü – bodenständig aber raffiniert, authentisch und ohne Chichi, und das mit vollem Respekt für das Produkt.
Authentizität und Geselligkeit: Eine lebendige, zeitlose Identität
Stéphane liebt es authentisch; sie mag keine gedämpften Atmosphären. Ihr Restaurant lebt von den Geräuschen des Alltags: Klackernde Schuhe auf dem Boden, das Klirren von Besteck und das Murmeln der Gespräche, und ab und an ein paar laute Rufe des Teams. Bei ihr sind die Gerichte großzügig, verführerisch und stilvoll – Ausdruck ihrer eigenen Identität, einer Identität, die sich zwar im Laufe der Zeit weiterentwickelt, aber sich selbst stets treu bleibt.
Seit 15 Jahren lebt sie ihre Leidenschaft, unterstützt von einem kleinen, aber eingeschworenen Team. Und vielleicht ist genau das ihr Erfolgsgeheimnis: Ein Ort voller Leben, Wärme und Authentizität, wo Gastfreundschaft kein Konzept, sondern gelebte Realität ist.
Aux Marches de la baie
10 Allée des quarante, ZAC du val de Nièvre
80420 Flixecourt
Tel.: +33 3 22 39 16 66
E-Mail: auxmarchesdelabaie@orange.fr
Facebook: Aux Marches de la baie
Öffnungszeiten
Montag bis Samstag 12:00-15:00 Uhr S
Sonntag GESCHLOSSEN
Und jederzeit für private und professionelle Gruppen
Empfänge und Seminare